2.12.2005

Als kleiner aber feiner Jahrgang geht der 2005er in die Weinchronik ein. Zunächst glich der Vegetationsverlauf dem einer Achterbahn. Stark schwankende Temperaturen ließen die Rebenentwicklung sehr ungleichmäßig laufen. Brandgefährlich für den gesamten Rheingau war der falsche Mehltau (Peronospora). Diese Pilzkrankheit breitete sich wegen der lang anhaltenden hohen Luftfeuchtigkeit Mitte Juni explosionsartig aus. Eine gute Belüftung der Rebgassen durch intensive Laubarbeit war neben den normalen Pflanzenschutzmaßnahmen unbedingt notwendig, um größere Ernteeinbußen zu vermeiden. Dennoch waren je nach Lage 5 - 20 Prozent der Ernte kaputt.

Das folgende warme Wetter entspannte die Situation. Durch die hohen Temperaturen lief die Entwicklung der Reben plötzlich auf Hochtouren. Mitte August bis Anfang September stiegen die Mostgewichte sogar rasanter als 2003. Der Regen Mitte September kam zwar für die trockenen Böden gerade recht, führte aber auf der anderen Seite zu einer starken Wasseraufnahme der warmen Beeren, so dass schlagartig Fäulnis einsetzte und die Fruchtsäure stark abnahm. Wir entschlossen uns am 24.09. mit der Ernte zu beginnen und erreichten beim Frühburgunder sagenhafte 106 Grad Öchsle. Die Spätburgunder erreichten Spitzen Mostgewichte zwischen 90 und 99 Grad, was kräftige, vollmundige Rotweine verspricht. Bei anhaltendem gutem Wetter gab es bei den Rieslingtrauben noch mal einen regelrechten Mostgewichtsschub. Ab dem 6. Oktober ernteten wir Rieslinge mit Mostgewichten von 80 bis 103 Grad und gegen Ende der Ernte sogar eine satte Auslese mit 115 Grad Öchsle. Damit ist der Prädikatsbereich Kabinett und Spätlese fein abgedeckt. Die Erntemengen waren allerdings noch niedriger ausgefallen als erwartet. Die Beeren hatten in diesem Jahr ein festeres Fruchtfleisch, dadurch war die Saftausbeute geringer.

Die ersten jungen 2005er präsentieren sich bereits sehr fruchtig, ausgewogen und elegant. Sie vereinen die Frische und Frucht des 2004er Jahrgangs mit der Fülle und Kraft aus 2003.

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