7.11.2011

Die heurige Weinernte ist abgeschlossen und lässt qualitativ keine Wünsche offen. Dennoch war das Weinjahr ein Jahr der Extreme. Nach einem strengen Winter kam ein außergewöhnlich warmes und sehr sonnenreiches Frühjahr. Dies sorgte dafür, daß die Rebknospen bereits schon Anfang April zu schwellen begannen und der Austrieb Mitte April erfolgte. Zu diesem Zeitpunkt waren die Reben der normalen Entwicklung etwa 14 Tage voraus. Zu früh, wie sich in der einen Nacht vom 3. auf den 4. Mai herausstellte. Diese Spätfrostnacht hatte in einigen

Weinbergen ernorme Schäden angerichtet, hier waren keine Trauben mehr zu ernten. In den übrigen Weinbergen setzte sich das rasante Rebenwachstum weiter fort, was der frühe Blühbeginn um den 20. Mai bestätigte. Dies führte über die ganze Vegetationsperiode hindurch zu einem Entwicklungsvorsprung von fast 3 Wochen gegenüber dem langjährigen Mittel. Daran konnten auch die teils wenig sommerlichen Juli-Tage nichts ändern. Bereits Ende Juli registrierten wir den Reifebeginn der Trauben (Reifebeginn: die Trauben fangen an weich zu werden). Aber dann kam der große Regen im August. Es viel doppelt so viel an Regenmenge als üblich und die anhaltende hohe Luftfeuchtigkeit wirkte sich in dieser sensiblen Reifephase in der sich die Trauben befanden sehr negativ aus. Erste Fäulnisnester waren zu sehen und breiteten sich rasch aus. Trotz qualitätsfördernde Maßnahmen wie das Herausschneiden von faulen Trauben, das Entblättern der Traubenzone musste mit der Ernte Anfang September begonnen werden. Es ist der früheste Lesebeginn seit beginn der Wetteraufzeichnungen (1955) und wird als Rekordmarke in die Annalen der Rheingauer Weingeschichte eingehen. Die Ernte verlief witterungsbedingt erst ein wenig hektisch. Ab Mitte September setzte sich jedoch bei stabilem, sonnigem Spätsommerwetter der weitere Leseverlauf entspannter fort. Dank dieses Bilderbuchwetters erreichte ein großer Teil der Ernte das Prädikatsweinniveau. Gegen Ende der Weinlese waren sogar Mostgewichte von 100 Grad und mehr keine Seltenheit. Die Trauben eines Weinberges hängen noch. Wir hoffen auf eine edelsüße Spezialität.
Mit dem 2011er Weinjahrgang sind fruchtbetonte, ausbalancierte Weine mit moderaten Säurewerten zu erwarten. Ihr Aroma ist von der vollen Reife des Jahrgangs geprägt.

Zurück