Nach einem sehr milden Winter und
frühlingshaften Temperaturen ab April startete das Weinjahr mit einem nur
etwas verfrühten Austrieb. Auch die Rebblüte im Juni konnte durch die Wärme
profitieren und setzte sehr schön Frucht an. Über die ganze Vegetationszeit
blieben wir weitgehend von größeren Unwettern und Hagel verschont, auch die
Pilzkrankheiten haben uns wegen der extremen Trockenheit so gut wie keine
Probleme bereitet.
Was die Niederschläge anbelangt hatte sich allerdings bis August ein
heftiges Defizit summiert, was gerade den jungen Rebstöcken zu schaffen
machte. Die haben einfach Traubenbeeren abgestoßen damit die übrigen Trauben
noch ausreichend mit Nährstoffen versorgt werden konnten. Dies führte
stellenweise zu spürbarem Mengenrückgang. Selbst die alten Rebstöcke konnten
das ganze Wärmepotenzial durch zu wenig Wasser nicht voll ausschöpfen,
verdauten den Trockenstress durch die tief wachsenden Wurzeln jedoch
erstaunlich gut.
Keinen Kummer bereitete uns in diesem Jahr die Kirchessigfliege. Der aus
Südostasien eingewanderte Schädling, der im vergangenen Jahr schwerwiegende
Schäden verursachte war durch die enorme Hitze und Trockenheit praktisch und
zum Glück kein Thema. Beigetragen haben hier natürlich auch prophylaktische
Maßnahmen wie zum Beispiel verstärktes entblättern der Traubenzone, was dem
Befall entgegen wirkt.
Als wir uns Mitte September mit den fehlenden Niederschlägen bereits
abgefunden hatten, und diese wegen der schon ordentlichen Reife auch nicht
mehr erwünscht waren, kamen leider doch nochmal größerer Regenmengen. Diese
führten dazu, dass die Rebe das Wasser aus dem Boden ansaugte und in die
Beeren weiterleitete. Diese wurden dadurch etwas dicker und drückten sich
vom Stielgerüst ab oder bekamen Haarrisse an der Beerenhaut. Beides ideale
Bedingungen für die Botrytis.
Gott sei Dank stabilisierte sich die Wetterlage dann wieder. Durch die
föhnig, milde Witterung haben sich, durch Verdunstung, die mit dem
Botrytispilz befallenen Trauben sogar konzentrieren können. Diese ernteten
wir durch selektive Lese vorab aus den Rebanlagen. Hier kam es zu
erstaunlichen Mostgewichten bis 142 Grad Oechsle. Ideal für den Ausbau zu
edelsüßen Prädikatsweine.
Derweil hatten die gesunden Trauben bis zur Ernte noch etwas Zeit ihre Reife
und Aromatik weiter auszuprägen, so dass wir vollreifes, gesundes Lesegut
auf die Kelter bringen konnten.
Momentan sind die Weine im Keller noch munter am blubbern. Nach ersten
Proben werden fruchtige, elegante Weine in die Gläser kommen.
Der Jahrgang 2015 wird mengenmäßig etwas kleiner ausfallen, dafür sind wir
mit den Qualitäten sehr zu frieden und erwarten einen großen Jahrgang.
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